Wienbibliothek im Rathaus

Allgemeine Informationen

 

Adresse

Rathaus, Eingang Felderstraße, Stiege 6 (Lift), 1. Stock
1080 Wien

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+43 1 4000 84920

Provenienzforschung

 

ProvenienzforscherInnen

Mag. Christian Mertens
 

Die Restitutionspraxis der Wienbibliothek im Rathaus

Die 1856 gegründete Wienbibliothek im Rathaus (früher Wiener Stadt- und Landesbibliothek) war in der NS-Zeit zwar nicht in die Hauptströme des organisierten Raubs von Büchern und Bibliotheken eingebunden, doch auch sie beteiligte sich wie andere Institutionen am Konkurrenzkampf um kostenlos oder preisgünstig zu erhaltende Objekte, die von zumeist jüdischen VorbesitzerInnen beschlagnahmt, enteignet oder unter materiellem Druck veräußert worden waren.

Die auf Basis eines Beschlusses des Wiener Gemeinderats von April 1999 begonnenen Arbeiten der Bibliothek konzentrierten sich in den ersten Jahren ausschließlich auf direkt von jüdischen Personen erworbene Objekte, auf die Übernahme von beschlagnahmten Objekten und die mangelhafte Restitution entzogenen Eigentums nach 1945. Im nationalen wie internationalen Erfahrungsaustausch zur Provenienzforschung wurde bald klar, dass es Fälle geben könnte, die durch diese Recherche nicht erfasst werden. Die Wienbibliothek hat daher versucht, die Spuren von „herrenlosem Gut“, das nicht über die üblichen Erwerbungsvorgänge in ihren Bestand kam, zu sichern. Außerdem konzentrierten sich die Recherchen gerade in den letzten Jahren auf die indirekte Erwerbung von Objekten, die während der NS-Herrschaft geraubt worden waren und über Dritte in die Bibliothek gelangt waren. Dabei geht es um (Provenienz-)Spuren eines möglichen Raubs in „gutgläubig“ erworbenen Werken.

Über 2.300 inventarisierte Objekte und 24 vorher nicht erschlossene Kartons wurden bislang an die EigentümerInnen restituiert, wobei der ganz überwiegende Teil wieder angekauft oder der Bibliothek zum Geschenk gemacht wurde. Weitere 71 Objekte stehen unmittelbar vor der Restitution.

Folgende Bestände aus der Wienbibliothek sind in der Kunst-Datenbank des Nationalfonds verzeichnet:

  • 21 Objekte, die von der VUGESTA als anonymes jüdisches Vermögen angekauft wurden und laut Gemeinderatsbeschluss dem Nationalfonds zu übereignen sind,
  • 252 Objekte, die mangels ausreichender Unterlagen nicht eindeutig einzuschätzen sind (ohne Präjudiz auf deren Restitutionswürdigkeit),
  • die Sammlung Holzmann mit über 200 Druckschriften und etwa 200 Autographen sowie eine halbe Archivbox nicht detailliert erschlossenen Inhalts mit Korrespondenzen, Stammbuchblättern, eigenen Entwürfen, Lebensdokumenten und Manuskripten, bei der die Suche nach RechtsnachfolgerInnen bisher ergebnislos blieb,
  • die Sammlung Richter mit fast 2.000 Objekten, bestehend aus der persönlichen Korrespondenz der Schwestern, Notizkalendern/Tagebüchern sowie Lebensdokumenten, bei der die Suche nach RechtsnachfolgerInnen noch nicht abgeschlossen ist, sowie
  • 37 Objekte mit Provenienzvermerken von Personen, die als Jüdinnen und Juden im Sinne der Nürnberger Rassegesetze möglicherweise durch Dritte geschädigt wurden (ohne Präjudiz auf deren Restitutionswürdigkeit).

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website www.wienbibliothek.at