Provenienzforschungsergebnisse der Parlamentsbibliothek

PR Dr.in Elisabeth Dietrich-Schulz - Direktorin der Parlamentsbibliothek
Dr.in Sieglinde Osiebe - Stellvertretende Abteilungsleiterin
www.parlament.gv.at/bibliothek

Im Auftrag der Parlamentsdirektion führten von 2010 bis 2012 externe ExpertInnen des Vereins für wissenschaftliche und kulturelle Dienstleistungen unter der Leitung von Dr. Harald Wendelin umfassende Recherchen zur Provenienz der Bücher in der Parlamentsbibliothek durch. Untersucht wurden rund 15.000 Bände auf im Sinne des Kunstrückgabegesetzes relevante Bestände (Erscheinungsdatum vor 1945, Erwerb nach dem 30.1.1933). Festgestellt wurde, dass nach dem Zweiten Weltkrieg auch Bücher an die Bibliothek übergeben wurden, die aus Beständen stammen, als das Parlamentsgebäude als Gauhaus der NSDAP genutzt wurde. Die Bibliothek gab nachweislich ab 1946 Bände an ihre früheren EigentümerInnen zurück, sofern die vorgefundenen Bücher eindeutig zuzuordnen waren. Diese Bände sind daher heute nicht mehr vorhanden. Dokumentiert sind Rückgaben etwa an die Genealogische Gesellschaft Adler und die Israelitische Kultusgemeinde. Es wurden aber auch Bücher aus Gauhaus-Beständen in die Bibliothek einsigniert. Diese aus dem Bestand herauszufiltern und unter dem Blickwinkel des Kunstrückgabegesetzes zu untersuchen, war Aufgabe des externen Forschungsteams. Die Forschungsergebnisse wurden dem Kunstrückgabebeirat vorgelegt, der in seiner Sitzung vom 21. Juni 2013 die Rückgabe von 29 Signaturen bzw. 37 Bänden an die RechtsnachfolgerInnen der folgenden verfolgten Personen empfohlen hat: Lily und Edwin Bader, Richard Beer-Hofmann, Auguste Goldschmid, Siegfried Graubart, Robert Holzinger, Paul Kisch, Hans Theodor Korolanyi, Felix B. Kraus, Ida Schnürer, Leopold Singer, Israel Taglicht, Hugo Tannenbaum, die Lese- und Redehalle jüdischer Hochschüler in Wien, die Bibliothek der Z.T.V. Avoda, die Trumpeldor-Bücherei Wien – Jugendbund Josef Trumpeldor, Edmund Weber, die Schwarz-Gelbe Aktion der Jugend im Reichsbund der Österreicher, der Verein der Vivisektionsgegner sowie die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG).

Für die Kontaktaufnahme mit den RechtsnachfolgerInnen bzw. die Erbensuche hat sich die Parlamentsdirektion an den Nationalfonds der Republik Österreich gewandt, der die gemäß § 1 Abs. 1 KRG identifizierten Titel in seine Kunst-Datenbank aufgenommen hat. Sollten keine ErbInnen bzw. RechtsnachfolgerInnen gefunden werden, ist geplant, die Bücher an den Nationalfonds zu übergeben und durch die Parlamentsbibliothek rückzukaufen, analog dem Vorgehen der Österreichischen Nationalbibliothek.

Im Folgenden finden Sie die vom Verein für wissenschaftliche und kulturelle Dienstleistungen hinsichtlich ihrer Provenienz als "bedenklich-zuordenbar", "bedenklich-unzuordenbar", "bedenklich-zuordenbar mit Erscheinungsdatum vor 1800" und "eventuell bedenklich" eingestuften Titel.

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