Verantwortung übernehmen. Zeichen setzen.

Nationalfonds, Entschädigungsfonds, Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich – bei allen Unterschieden zwischen diesen drei Einrichtungen, was ihre Entstehungsgeschichte, ihre Aufgaben, ihre Struktur und ihre Arbeitsweise betrifft, haben sie doch eines gemeinsam: Sie zeigen, dass sich Österreich nun schon seit einiger Zeit auch zu den dunkelsten Seiten seiner Geschichte, den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, bekennt und Verantwortung gegenüber den Opfern dieses Regimes, das auch von vielen Österreicher- Innen unterstützt wurde, übernimmt.

Der Nationalfonds mit seinen Zahlungen an alle österreichischen Opfer des Nationalsozialismus als Geste der Anerkennung, der Entschädigungsfonds mit seinen Zahlungen für die durch die nationalsozialistische Verfolgung erlittenen Vermögensverluste sowie der Möglichkeit der Vermögensrestitution, schließlich der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich mit seiner Pflege eines kulturell, religiös und auch emotional bedeutenden Teils jüdischer Geschichte in Österreich:

Sie alle arbeiten daran, dass sich die Aufarbeitung der österreichischen Geschichte nicht auf Sonntagsreden beschränkt, sondern ganz praktische, für die NS-Opfer und ihre Nachkommen spürbare Ergebnisse hat und zeigt, dass diese nicht vergessen wurden. Die Arbeit des Entschädigungsfonds ist weitgehend abgeschlossen, und auch die Gestezahlungen des Nationalfonds nehmen immer mehr ab. Nur noch wenige ZeitzeugInnen sind am Leben, die uns ihre Erlebnisse unmittelbar nahebringen können. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass nun die Zeit gekommen wäre, den oft geforderten "Schlussstrich" zu ziehen. Vielmehr gewinnt vor dem Hintergrund des Generationenwechsels das Bewahren der Erinnerung für das kollektive Gedächtnis an Bedeutung.

Erinnerungsarbeit und das Lernen aus den Fehlern der Vergangenheit tragen zu einem politischen Lernprozess bei, den jede Generation aufs Neue vollziehen muss. Im Zentrum dieses Lernprozesses stehen die Kinder und Jugendlichen von heute, die die Gesellschaft von morgen mitgestalten werden. Dazu trägt der Nationalfonds durch die Unterstützung von Projekten, aber auch durch die Publikation der Lebensgeschichten von Überlebenden bei. Auch mit der vom Nationalfonds koordinierten Neugestaltung der Österreich-Ausstellung im Konzentrationslager Auschwitz wird ein wichtiges geschichtspolitisches Zeichen dafür gesetzt, dass sich Österreich nicht mehr ausschließlich als erstes Opfer Hitlerdeutschlands definiert.

Nationalfonds und Entschädigungsfonds räumen der Kommunikation mit den AntragstellerInnen einen besonderen Stellenwert ein. Sie haben sich aufgrund des spezifischen Wissens ihrer MitarbeiterInnen und wegen deren Erfahrungen im Umgang mit Opfern im Laufe der Jahre auch als eine zuverlässige und kompetente Anlaufstelle für allgemeine Fragen zu den Themen Nationalsozialismus, Vermögensentziehung, Entschädigung und Restitution etabliert. Aus den im Zuge der Antragsbearbeitung gesammelten Dokumenten hat sich außerdem ein einzigartiges Archiv gebildet, von dem vor allem HistorikerInnen, aber auch ForscherInnen aus anderen Wissenschaftsdisziplinen profitieren werden.

Sowohl der auf 20 Jahre angelegte Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich als auch der Nationalfonds mit seinen veränderten Arbeitsschwerpunkten und der kurz vor Erfüllung seiner Aufgaben stehende Entschädigungsfonds bleiben unverzichtbare Elemente eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Österreichs Vergangenheit.